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Persönliche Gedanken unseres 1. Vorsitzenden

Liebe Tischtennisspielerinnen und -Spieler.

Nicht nur an Aktive/Passive „meines“ TTC Champions Düsseldorf e.V., sondern an alle denke ich bei diesen Zeilen. Vor einigen Monaten wurde ich „76“. Als die WTTV-Strukturreform beschlossen war, habe ich mein Amt als „Kreis-Pressewart“ aufgegeben. Auch, weil ja keine regelmäßig über TT – außer über Borussia – berichtet. Auch die Zeit als Vereins-Vorsitzender neigt sich dem Ende zu. Denn ich bin nun im sechsten Jahr als Vorsitzender mehr oder weniger aktiv (wie schon früher als Mitglied des Kreis-Vorstandes, in das erweiterte Kreis-Gremium kam ich als „Schülerwart“ 1966). Die Hauptarbeit im Verein machen übrigens, wie früher, der Geschäftsführer, der Jugendwart, die Damenwartin, der Kassierer (heute oft Schatzmeister genannt), Sportwart, die vielen Helfer/innen und die Mannschafts-Kapitäne. Wobei ich natürlich auch die Mannschaftsführer/innen – oder heißt es heute „Frauschaftsführerin“ ? – und andere Ehrenamtler meine. All denen bin ich, sind wir, zu Dank verpflichtet. Ich weiß, das Wort „Pflicht“ ist heutzutage bei vielen verpönt. Aber lest die folgende Zeilen, denn lange werde ich nicht mehr mitbestimmen. Höchstens noch beraten. Als Champions-Beiratsmitglied. Aber nur, wenn man mich fragt. Ich will auf Dauer nicht mehr…

Nun, ich habe festgestellt, dass ich ein Traditionalist bin.

Also ein „alter Mann“. Einer, der demnächst jüngere machen lassen sollte oder will.

Ich sehne mich zurück nach der Zeit, als Sätze wie 1964, als ich zum Tischtennis kam, im Idealfall noch bis 21 gingen und sehne mich auch nach einem Celluloidball. Nach Brettchen mit normalen Noppen oder eben andere Belägen. Ich sehne mich auch zurück in jene Zeit, als zwei Gewinnsätze ausreichten, ein Doppel- oder Einzel-Duell eines Mannschaftsspiels zu gewinnen. Ich sehne mich ebenso zurück in jene Zeit, als eine Mannschaft aus sechs Spielern im Laufe einer Saison höchstens sieben Spieler brauchte. Weil niemand ein Spiel verpassen wollte, weil Schichtdienst auf teils abenteuerliche Weise getauscht wurde, weil Urlaub während der Saison in fast allen Ligen ein Unding war. Weil meist sechs Freunde zusammen spielten, weil noch keine QTTR-Punkte für eine „gerechte“ Aufstellung sorgten. Oder gar dafür, dass jemand für ein Spiel „verhindert“ ist, weil es Punkte kosten könnte. Komisch, damals war es nicht nur zeitlich möglich, dass sich eine (oder gar beide) Mannschaft(en) bzw. „Gegner“ nach dem Spiel noch auf ein Bier, eine Cola, ein Wasser oder sonstwas trafen. Obwohl, wie heute, alle am anderen Morgen früh aus den Federn mussten.

Ich sehne mich zurück nach der Zeit, als Spieler einer Mannschaft, wenn sich einer der Mitspieler verletzte, sich in jeder Hinsicht um ihn kümmerten. Wobei es selbstverständlich war, dass beide Mannschaften dies taten. Einer ihn zum Arzt ins Krankenhaus fahren, ihn heim bringen, sich in der Zeit danach noch um ihn kümmern war eine Selbstverständlichkeit. Aber klar war seinerzeit auch, dass sich jemand – meist aber mehrere oder alle Kameraden – fand(en), der (die) „Gute Besserung“ wünschte(n) oder den Genesungswunsch vor der Haustür mit einem kleinen Geschenk persönlich „loswurde(n)“. Auch daran sehe, dass ich mittlerweile aus der Zeit gefallen bin.

Ich sehne mich nach der Zeit, als sich komplette Mannschaften zum Training trafen und anschließend noch fachsimpelten und sich nicht zwei Akteure im stillen Kämmerlein „heimlich“ verabreden, um dann den ganzen Abend pausenlos zu spielen oder miteinander zu trainieren. Sodass niemand anders an diesen Tisch kommt. Ich sehne mich nach der Zeit, als ein vergessenes Trikot oder eines, dass anders aussah, als das der Mitspieler, nicht zu einer (Geld)Strafe führte. Ich sehne mich zurück in die Zeit, als ein Mannschaftsführer mit der Bekanntmachung des Treffpunktes und -Ortes sowie der Begrüßung des Gegners samt ausfüllen und einsenden des papiernen Spielberichtes an den Staffelleiter seine Aufgabe erfüllt hatte.

Also, bei mir ist die Sehnsucht groß, dass der Arme heute vorher nicht ein Sextett aus vielen Teams zusammensuchen muss, weil bei jedem „Aktiven?“ sovieles anderes „dazwischenkommt“.

Ich sehne mich zurück in die Zeit, als eine Kreismeisterschaft mit 350 Teilnehmern eine Enttäuschung war. Und ich wünsche mir die Zeit zurück, als es Kreisverbände mit über 50 Vereinen gab, die keine „Personalsorgen“ in Sachen Vorstands-Mitarbeit hatten, obwohl Spielpläne und sowas per Papier veröffentlicht werden mussten und vorher im Kopf erdacht wurden. Und Einladungen zu Spielen 14 Tage vor der Partie per Post versandt sein mussten.  Aber halt, Kreisverbände gibt es ja in Zukunft überhaupt nicht mehr. Und dass es in Zeitungen (und manchmal auch wieder im Fernsehen) wieder Berichte über unseren Sport gibt, wäre auch ein Sehnsuchtsthema von mir. Berichte gern auch unterhalb von Bundesliga und Weltmeisterschaft.

Und, und, und…

Da fällt mir plötzlich ein: Ich bin ja gar kein Traditionalist. Ich bin Nostalgiker. Und wünsche mir trotzdem, dass einige der „alten Werte“ wieder Auferstehung feiern. Ihr Tischtennis-Freunde, all‘ ihr Champions-Aktiven, versteht ihr mich ein wenig? Ist da vielleicht etwas möglich in diese Richtung? Bei allem Fortschrittswahn – es war doch nicht alles schlecht? Oder doch?

Übrigens: Gendern liegt mir nicht. Dabei mach‘ ich zuviele Fehler. Deshalb: Ihr Damen, Frauen, Mädels und alle anderen, denkt Euch den vorstehenden Text einfach so, wie ihr ihn haben möchtet.

Liebe Grüße an Euch alle,

Euer Joachim („Achim“) Breitbach